Das Weihesakrament

Wenn die Sakramente Zeichen der Nähe Gottes sind und er durch Jesus Christus das Heil wirkt, dann haben nach katholischem Selbstverständnis auch die Dienste und Ämter in der Kirche sakramentalen Charakter; denn nach dem Zeugnis der Schrift hat Christus bestimmte Menschen auserwählt und ihnen die Verkündigung der Frohen Botschaft übertragen („Wer euch hört, der hört mich“ – Lk 10,16). Vom Grundsatz her ist es also Gott, der Menschen in einen besonderen Dienst an der Gemeinschaft ruft. Zugleich muss dieser Ruf durch die Kirche anerkannt werden. Es kommen somit ein subjektives Element (Berufung) und ein objektives (Beauftragung und Sendung) zusammen.

Grundlage jeder Berufung ist die Taufgnade. Sie begründet das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen. Jeder Getaufte soll Zeuge und wirksames Zeichen der liebenden Zuwendung Gottes zum Menschen sein. Deshalb steht jedes besondere Amt in der Kirche immer in einem Zusammenhang mit der Sendung aller. Wer ein Amt in der Kirche bekleidet, steht also „in“ der Gemeinde und keineswegs über ihr. Zugleich steht er aber auch der Gemeinde „gegenüber“. Denn niemand, kein einzelner und keine Gemeinde, kann sich das Evangelium selbst verkünden. Auch Jesus Christus hat seine Sendung vom Vater empfangen und sie dann an seine Jünger weitergegeben („Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch – Joh 20,21).

Nach dem 2. Vatikanischen Konzil (1965) unterscheidet man drei verschiedene Dienste, die durch Gebet und Handauflegung übertragen werden. Die Bischöfe verkörpern in ihrer Funktion die Fülle des Amtes. Als Hirten der Kirche führen sie die Aufgabe fort, die Christus den Aposteln anvertraut hat. Zusammen mit dem von ihnen gewählten Papst (dem „Ersten unter Gleichen“) üben sie das Lehramt in der Kirche aus, damit der Glaube treu bewahrt und verbindlich für jede Zeit ausgelegt wird. Die Priester sind einem Bischof zugeordnet und haben Anteil an dessen  Sendung, indem sie die Frohe Botschaft verkünden, die Sakramente spenden (besonders der Feier der Eucharistie vorstehen) und die „Gemeinde vor Ort“ leiten. Die Diakone verkörpern in besonderer Weise den caritativ-sozialen Charakter des Amtes. Ihnen ist darum vor allem der Liebesdienst an den Armen anvertraut. Aber sie spenden auch die Sakramente der Taufe und der Ehe und werden für den Beerdigungsdienst beauftragt. In der Eucharistiefeier verkünden sie das Evangelium und sind bevollmächtigt zu predigen.

Das Weiheamt kann derzeit nur Männern übertragen werden und ist an das Zölibatsversprechen, also an die Bereitschaft zur Ehelosigkeit, gebunden. Dadurch soll eine ganzheitliche Ausrichtung auf Gott sowie die ungeteilte Hingabe an die ihm anvertrauten Menschen zum Ausdruck kommen. Auch muss jeder Geweihte Armut geloben, also das Bemühen um eine dem Evangelium gemäße einfache Lebensweise. Als Drittes versprechen die Priester und Diakone dem Bischof und dessen Nachfolgern Gehorsam,  weil ihre Sendung an die der Bischöfe gebunden bleibt und ohne ein Loyalitätsprinzip auch Kirche nicht „funktioniert“.

Die Diakonenweihe kann unter bestimmten Umständen auch verheirateten Männern gespendet werden (ständiger Diakonat), die dann aber zu Lebzeiten ihrer Frau nicht auch noch Priester werden können.

Die Frage der Zulassung von Frauen zu den Ämtern wird kontrovers diskutiert und scheint vorerst nur im Blick auf den Diakonat Aussicht auf Erfolg zu haben.

Die Kirchen der Reformation kennen kein Weiheamt. Im Unterschied zur katholischen Kirche sehen sie im Amt weniger die Repräsentation Christi als vielmehr eine gottgewollte Funktion für die Kirche. Pastorinnen und Pastöre werden vom Presbyterium einer Gemeinde gewählt und dann, ohne Weiheakt, für ihren Dienst ordiniert. In der Rechtsprechung lutherischer und reformierter Landeskirchen stehen synodale und demokratische Prinzipien höher als in der römisch-katholischen Kirche. Das Papstamt wird nicht anerkannt.

 

Text: B. Kalscheur, Pfarrer
Foto: Michael Bönte, Kirche+Leben

Priester werden?

Wenn jemand die Berufung zu einem geistlichen Amt in der Kirche verspürt, sollte er darüber mit einem Menschen seines Vertrauens sprechen, der selbst im Glauben verwurzelt ist. In der Regel wird das ein Priester sein, der ihn auf die Möglichkeit hinweist, in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter die eigene Berufung zu prüfen. Die Seelsorger jeder Pfarrei vermitteln gerne Kontaktadressen im Bistum Münster.

Berufung

Natürlich gibt es in der Kirche auch Aufgaben und Dienste außerhalb des Weiheamtes, z.B. den Beruf des Pastoralreferenten oder der Pastoralreferentin. Auch hier vermittelt das Seelsorgeteam bei Interesse gerne Kontakt (-daten).

Ein anderer Weg ist die Berufung zum Ordensleben, das eine „christliche Gesellschaft im Kleinen“ abbildet. Ordensleute legen nach einer Probezeit die Gelübde der Armut, des Gehorsams gegenüber dem Abt (beziehungsweise der Äbtissin) und der Ehelosigkeit ab. Einige Ordensgemeinschaften leben in strenger Klausur, andere übernehmen auch Aufgaben außerhalb der Klostermauern.