Die eigene Sprachlosigkeit ins Gebet nehmen
Neulich kam ich zufällig in die Heilig-Geist Kirche. Dort wurde gerade der Rosenkranz gebetet und weil ich noch Zeit hatte bis zu meinem Termin danach, habe ich mich dazugesetzt und einfach mitgebetet. Es tut ja auch mal gut und ich genieße es, einfach nur da zu sein und auch mal keine Verantwortung für Gebet oder Gottesdienst übernehmen zu müssen. Am Ende jedes Gesetzes wurde – so ist das bei vielen Rosenkranzgebeten und -andachten üblich - das Fatimagebet gesprochen:
„O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden!
Bewahre uns vor dem Feuer der Hölle!
Führe alle Seelen in den Himmel,
besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.
Amen.“
In den Tagen danach habe ich mich immer wieder – ich weiß nicht warum – mit dem zweiten Abschnitt dieses Gebetes beschäftigt: „Führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.“ Und ich habe mich gefragt, wer denn wohl jene sind, die der Barmherzigkeit Jesu am meisten bedürfen. Mörder, Diktatoren, Vergewaltiger, korrupte Politiker, ich selbst?
Heute, wo ich diesen Text schreibe, ist der 14. Juni. Gestern wurde in Münster die Studie „Macht und sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche – Betroffene, Beschuldigte und Vertuscher im Bistum Münster seit 1945“ vorgestellt. Beeindruckt haben mich bei der Vorstellung die Statements der Betroffenen, der Überlebenden, der Opfer von Missbrauch. „Jetzt haben wir es schwarz auf weiß, dass wir nicht schuldig sind“, so lautete eines der Statements. Ja, es ist zum wiederholten Male wissenschaftlich belegt, dass Priester missbraucht haben und dass diese Taten durch Priester und Bischöfe gedeckt wurden. Doch nicht nur das: Die Täter konnten sich - je nach Fall - sogar auf sogenannte „Bystanders“ verlassen, z.B. Mitarbeitenden in der Justiz oder Menschen vor Ort in den Gemeinden.
„Führe alle Seelen in den Himmel, besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.“ Sind mit diesem Gebetsvers dann eigentlich auch diese Täter gemeint? Hierauf mit „ja“ zu antworten, wäre zu einfach und würde den Betroffenen in keiner Weise gerecht, so sagt es mir jedenfalls mein Gerechtigkeitsgefühl.
Deshalb frage ich mich, was denn in dieser Situation das angemessene Gebet ist. Ich möchte beten, besonders für die Betroffenen, doch es bohrt in mir die Frage, ob das nicht auch schon wieder übergriffig ist, indem ich sie damit zu Objekten meiner Andacht mache. Und so stehe ich als Kirchenprofi ratlos da, vielleicht wie viele andere Menschen im Moment auch, die angesichts des Ausmaßes der Verbrechen in der Kirche nicht mehr wissen, ob diese überhaupt noch eine geistliche Heimat sein kann.
„Herr, lehre uns beten“ (Lk, 11.1), so bittet einer der Jünger Jesu. In meiner Hilflosigkeit kann ich mich dieser Bitte nur anschließen und bete:
Gerade weil es in Deiner Kirche geschehen ist, lehre uns beten, Jesus:
wo uns die Worte versagen angesichts des Leides, das in deiner Kirche verübt wurde;
wo uns das Grauen überfällt, angesichts der Verbrechen, die in deinem Namen geschehen und geschahen;
wo wir nicht wissen, wie wir den Betroffenen gerecht werden können;
wo wir merken, dass auch wir schuldig sind;
dass wir lernen, sensibel zu sein für alle, die gefährdet sind;
dass wir Ungerechtigkeit in deiner Kirche zur Sprache bringen;
dass wir Täter auch als solche benennen;
damit wir für die Menschen beten, denen unser Gebet hilft;
damit Betroffene, Überlebende, Opfer ins Recht gesetzt werden und Heilung erfahren,
damit wir um dasjenige bitten, was dein Heil schafft.
Franz-Josef Roth
Archiv
Die eigene Sprachlosigkeit ins Gebet nehmen - Frnz-Josef Roth
Das Kreuz als Bekenntnis - Pastor Werner Laslop
Glaubhaft Gott folgen - Diakon Michael van Meerbeck
Bekenntnis - Angela Hunsmann, Krankenhausseelsorgerin
Seid alle eins - Diakon Andreas Brosthaus
Halleluja, immer noch! - Petra und Franz-Josef Roth
O Herr, gib Frieden - Pastor Thomas Berger
Heldinnen des Alltags: Muttertag - Pastoralreferentin Mareike Schraut
Sie warfen die Netze aus - Pastor Werner Laslop
Einladung - Johanna Becker-Walter, Jugendreferentin
Sind die Osterzeugen betrogene Betrüger? - Pfarrer Barthel Kalscheur
….. vom Menschen aus … - Diakon Michael van Meerbeck
David gegen Goliath - Pfarrer Barthel Kalscheur
Gleichnis vom verlorenen Sohn - Diakon Andreas Brosthaus
Die Hoffnung bleibt, - Pastoralreferentin Mareike Schraut
Verklärung auf dem Berg Tabor - P. Samuel Kidangil
Welche Farbe hat eigentlich die Fastenzeit? - Angela Hunsmann, Pastoralreferentin Krankenhausseelsorgerin
Lass mal was wachsen - Petra und Franz-Josef Roth
Was ist der Wille Gottes? - Pastor Thomas Berger
„Gegensätze ziehen sich an“, - Pastor Werner Laslop
Ökumenischer und interreligiöser Gottesdienst
Ein Jahr im Seelsorgeteam oder die Begegnung mit Veränderungen - Johanna Becker-Walter, Jugendreferentin
Die drei Siebe - Pastoralreferentin Mareike Schraut
Bartholomäus lädt uns ein: - Pater Samuel
Adel verpflichtet - Petra und Franjo Roth
Weihnachten, bloß nicht noch einmal - Petra und Franjo Roth
„Gaudete“ - Angela Hunsmann, Krankenhausseelsorgerin
Die Adventszeit - Diakon Andreas Brosthaus
Sonntag Christkönig - Krankenhausseelsorgerin Angela Hunsmann
Ankommen - Bleiben - Weggehen; Pastoralreferentin Mareike Schraut
„Wieviel ist der einzelne Mensch wert?“ - Pastor Werner Laslop
Doppelt hält besser - Pastoralreferent Franz-Josef Roth
Wo viele Menschen zusammenströmen, - Pfarrer Barthel Kalscheur
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts (J. Gaillot) - Pastoralreferent Franz-Josef Roth
Freiheit - Pastor Thomas Berger
Erntedank: - P. Samuel Kidangil
Partizipation - Johanna Becker-Walter - Jugendreferentin
Servicewüste Deutschland – Es geht auch anders - Petra und Franz-Josef Roth
Petrus sagt: „Du bist der Messias (der Christus)!“ - Pastor Werner Laslop
„Berührung und Resonanz“ - Pastoralreferentin Mareike Schraut
Nicht nur sauber, sondern rein ... - Pastor Thomas Berger
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Grenze und Größe des Menschen - Pastoralreferent Franz-Josef Roth
Der großen Brotrede - Pater Samuel Mathew Kidangil
Nicht nur das "tägliche Brot" - Pastoralreferentin Angela Hunsmann
Der Sonntag als Urlaubstag - Pastor Werner Laslop
Geh den Weg - Pfarrer Barthel Kalscheur
Endlich Ferien - Erholung für die Seele - Pastor Thomas Berger
Aufstand zum Leben - Pastoralreferentin Petra Roth
Ruhe im Sturm - Pfarrer Barthel Kalscheur
Ein guter Geist - Pastoralreferentin Mareike Schraut
Not - Diakon Michael von Meerbeck
Es könnte so einfach sein … - Pastoralreferent Franz-Josef Roth
Heiliger Geist trifft Zeitgeist - Diakon Andreas Brosthaus
Paradoxer Gott - Pastoralreferent Franz-Josef Roth
Kirche hat sich verändert - Johanna Becker-Walter, Jugendreferentin
Das Bleiben der Rebe am Weinstock - Pfarrer Barthel Kalscheur
Es lässt sich nicht leugnen: - Pastor Werner Laslop
„Der Friede sei mich euch" - Pastor Thomas Berger
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Ostern 2021 - Pfarrer Barthel Kalscheur
Am Palmsonntag - Diakon Michael van Meerbeck
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Freue dich… - Pastor Thomas Berger
Was also braucht die Kirche heute? - Pastor Werner Laslop
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Stresstest für den Glauben – Folge II - Pastoralreferent Franz-Josef Roth
Aschermittwoch - Pastoralreferentin Mareike Schraut
Einheit in Christus – Einheit der Kirche - Pfarrer Barthel Kalscheur
Was geht es mich an? - Pastoralreferent Franz-Josef Roth
Wie findet ein Mensch zum Glauben an Jesus Christus? - Pastor Werner Laslop
Gleicher geht es nicht! - Pastoralreferent Franz-Josef Roth
Jahreswechsel 2020/2021 - Pastor Thomas Berger
Ein schwieriges Jahr geht bald zu Ende. - Pfarrer Barthel Kalscheur
Schaffen wir dem Herrn den Raum in unserem Leben, der ihm gebührt - Diakon Michael von Meerbeck
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Was haben Nikolaus und St. Martin gemeinsam? - Pastoralreferentin Mareike Schraut
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Zum Glück bist Du ganz anders!
„Vorbeugen ist besser als Bohren!“ - Pfarrer Barthel Kalscheur
Den Nächsten Lieben wie mich selbst
Loslassen - Pastoralreferentin Mareike Schraut
Jeder Weg beginnt mit einem kleinen Schritt - Pfarrer Werner Laslop
Erntedank - Pfarrer Barthel Kalscheur
Heiliger Vinzenz von Paul - Pastoralreferent Franz-Josef Roth
Der Gutsbesitzer und die Arbeiter in seinem Weinberg - Pastor Thomas Berger
Jeder kann zum Nächsten werden - Pfarrer Barthel Kalscheur
Gott nachzufolgen ist nicht immer einfach. - Pastoralreferentin Mareike Schraut
Glänzende Zeiten - Petra und Franz-Josef Roth
Die Corona-Pandemie verändert die Menschen - Pfarrer Werner Laslop
Vertrauen gewinnt- Pastoralreferent Franz-Josef Roth
Ferienzeit – Urlaubszeit – Zeit für mich? - Pastor Thomas Berger
Abschied und Neubeginn - Pastoralreferentin Mareike Schraut
Gottes Worte sind immer gute Worte - Pastor Werner Laslop
Urlaub mal anders - Pastor Thomas Berger
In den Glauben hineinwachsen - Pfarrer Werner Laslop
Jesus sieht die Menschen - Pater Samuel
Die Frage nach Gott - Pastoralreferentin Mareike Schraut
Kirche: Zwecklos? - Pastoralreferent Franz-Josef Roth
Entstehung der Kirche, die wir alle sind! - Pastor Thomas Berger
Nur nicht dran gewöhnen! - Pastoralreferent Franz-Josef Roth
„Euer Herz sei ohne Angst!“ - Diakon Andreas Brosthaus
„Leben in Fülle“ - Pfarrer Werner Laslop
"Auferstanden aus Ruinen“ - Pfarrer Barthel Kalscheur
Engel an der Pforte - Pastoralreferentin Mareike Schraut
Näher am Ursprung von Ostern? - Pfarrer Barthel Kalscheur
Triduum 2020 - Diakon Michael van Meerbeck
Bin ich es - Pastoralreferent Franz-Josef Roth
Gott schaut in unser Herz - Pastor Werner Laslop
Quelle des ewigen Lebens - Pastor Thomas Berger
Aufbruch - Pfarrer Barthel Kalscheur
Des Lebens fünfte Jahreszeit -
Euer Ja sei ein Ja - Pastor Thomas Berger
Wie gehen wir mit Erfolg und Misserfolg um?....... - Pfarrer Barthel Kalscheur
Vielleicht wiederholt sich ja die Geschichte …. - Pastor Werner Laslop
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Auf einem guten Weg - Diakon Andreas Brosthaus